Warum haben wir Haare und was sind Haare eigentlich?
Wie entsteht ein Haar?
Aus was bestehen Haare und welche Funktionen haben sie?
Habt ihr euch auch schon einmal gefragt warum wir überhaupt Haare haben?
Haare erinnern uns an unser animalisches Erbe. Warum wir unser ehemals dichtes Haarkleid verloren haben ist noch nicht endgültig geklärt. Es wird vermutet das unsere starke Schweißabsonderung damit zu tun hat. Auf einer glatten, fast haarlosen Haut kann Schweiß besser verdunsten - ein optimaler Kühlungseffekt. Außerdem tragen wir Kleidung die uns wärmt und schützt, so ist eine starke Körperbehaarung nicht mehr notwendig.
Dennoch wachsen uns mit Ausnahme der Fußsohlen und Handinnenflächen am ganzen Körper Haare. Die für uns wichtigsten Haare sind die Kopfhaare. Sie dienen als Wärmeregulator des Gehirns und schirmen die Kopfhaut vor UV-Strahlen ab. Aber nicht nur dass, unser Kopfhaar hat auch eine kulturelle Bedeutung und dient uns als natürlicher Schmuck.
Aber aus was bestehen Haare und wie entstehen sie eigentlich?
Der sichtbare Teil unserer Haare besteht, genau wie unsere Zehen- und Fingernägel, im Wesentlichen aus Keratin. Die Haarwurzel, genauer gesagt die Haarpapille wird als Geburtsort des Haares bezeichnet. Hier entsteht und wächst das Haar.
Auf dem Weg zur Haaroberfläche verhärtet der bisher weiche Eiweißstoff zu verhorntem Eiweiß, also Keratin. Die Zellen die diesen Eiweißstoff bilden nennt man Keratinozyten. Das Haarkeratin besteht hauptsächlich aus fünf Grundstoffen: Kohlenstoff, Sauerstoff, Stickstoff, Wasserstoff und Schwefel.
Außer dem Keratin sind im Haar fettartige Stoffe (Lipide) und auch verschiedene Mineralien wie z.B. Calcium enthalten. Blutgefäße oder Nerven enthalten weder Fingernägel noch Haare, daher spüren wir auch nicht, wenn diese geschnitten werden.
Nun wissen wir wie ein Haar entsteht und aus was es besteht, aber warum haben wir unterschiedlich lange Haare auf unserem Kopf und warum fallen uns täglich welche aus?
Das liegt daran das sich unsere Haare in verschiedenen Phasen befinden. Ungefähr 85% unserer Haare befinden sich in der Wachstumsphase, die bis zu 6 Jahre dauern kann. Wie der Name schon sagt wachsen in dieser Phase die Haare, in dem in der Haarpapille immer wieder neue Zellen gebildet und Stück für Stück nach oben und aus der Haut geschoben werden. So wachsen Kopfhaare im Durchschnitt 1cm pro Monat.
Während der Übergangsphase bildet die Haarpapille keine Zellen mehr. Das Haar wandert nach oben bis es schließlich ausfällt. Nur etwa 1% der Haare befinden sich in dieser Phase die ca. 2-3 Wochen dauert.
Die Ruhephase ist die Erholungsphase der Haarpapille und kann 2-4 Monate dauern. Etwa 14% unserer Haare befinden sich in dieser Phase.
Wie viele Haare sich insgesamt auf unserem Kopf befinden hängt von unserer Haarfarbe ab. Braun- und schwarzhaarige Menschen tragen in etwa 100.000 auf dem Kopf. Blonde Menschen haben mit ca. 150.000 Haaren, deutlich mehr, aber eher feine Haare, während Rothaarige mit 90.000, recht dicken Haaren auskommen.
Wir haben also durch die verschiedenen Phasen ganz unterschiedlich lange Haare auf unserem Kopf. Da nur wenige Haare ruhen oder ausfallen, bekommen wir auch nicht von einem auf den anderen Tag eine Glatze. Um die 100 Haare verlieren wir als gesunder Mensch pro Tag, was bei 100.000 nicht sonderlich ins Gewicht fällt.
Wie ist ein Haar nun aber genau aufgebaut?
Ein Haar besteht aus drei Schichten: Cuticula, Cortex und Medulla. Die äußerste Schicht, die Cuticula oder auch Schuppenschicht genannt, besteht aus flachen, verhornten, übereinander greifende Zellen und ähnelt einen Tannenzapfen. Insgesamt besteht das Haar aus sechs bis zehn solcher Lagen. An dieser Schicht kann man auch erkennen ob die Haare gesund sind. Liegt die Schuppenschicht flach an, wir das Licht optimal von der glatten Oberfläche reflektiert und die Haare glänzen wunderschön. Alkalische Substanzen wie z.B. Haarfarbe öffnen die Schuppenschicht, saure Substanzen wie z.B. ein Conditioner verschließen diese wieder.
Die nächste Schicht ist die Cortex Schicht. Sie macht ca. 80 % des Haaranteils aus. Hier finden die chemischen Prozesse beim z. B. Haare färben oder Dauerwellen statt.
Diese Schicht besteht aus Faserbündeln, welche wiederum aus einer Vielzahl feinster Keratin Fasern, den Fibrillen, bestehen. Zusammengehalten werden die Fasern durch eine Art Kitt Substanz, den Zellmembrankomplex. Die Elastizität und Reißfestigkeit der Haare sind auf diese „Verkittung“ zurückzuführen. Die letzte, innerste Schicht wird Markkanal oder auch Medulla genannt. Diese Schicht kommt nur in wenigen Fällen vor und wenn dann auch nur bei sehr dicken Haaren. Hier sind die Faserstränge stark aufgelockert und oder sogar Hohlräume erkennbar.
Schauen wir uns noch die Eigenschaften eines Haares an:
Reißfestigkeit
Ein gesundes Haar kann in trockenem Zustand bis zu 90 Gramm Gewicht tragen bevor es reißt. Je nach Herkunft kann die Reißfestigkeit der Haare variieren. Stammt das Haar zum Beispiel aus Asien, kann es mehr tragen als europäisches Haar, was am Cysteingehalt liegt. Das bedeutet das ein Mensch mit 100.000 Haaren theoretisch bis zu 90 t tragen kann. Wahnsinn oder?
Dehnbarkeit
Eine weitere Eigenschaft ist das sich unser Haar bis zu 25% in der Länge dehnen lässt ohne zu reißen und dann wieder in seinen Ursprung zurückspringt. Allerdings funktioniert das nur bei gesunden Haaren. Sind Haare chemisch sehr stark belastet worden funktioniert diese Eigenschaft nicht mehr und das Haar reißt. In diesem Fall spricht man von „Kaugummi-Haar“.
Kapillarität
Das bedeutet, dass unser Haar Flüssigkeit transportieren kann. Gibst du beispielsweise ein flüssiges leave in Produkt auf deine Haarlängen und Haarspitzen, kann dein Haar diese Flüssigkeit bis zum Ansatz transportieren.
Saugfähigkeit
Unser Haar hat die Fähigkeit Flüssigkeit aufzunehmen. Je stärker ein Haar geschädigt ist desto mehr saugt es auf. Das bedeutet chemisch behandeltes Haar ist saugfähiger als unbehandeltes, was die Trockenzeit der Haare verlängert.
Hygroskopizität
Das ist die Fähigkeit der Haare Feuchtigkeit aus der Luft aufzunehmen.
Sprungkraft
Für diese Eigenschaft sind die im inneren der Haare vorhandenen Bindekräfte (Brücken) verantwortlich. Die Peptidspiralen sind schraubenförmig gewundene Eiweißmoleküle welche durch Querverbindungen (Disulfid- oder Doppelschwefelbrücken) und Längsverbindungen (Wasserstoffbrücken) stabil miteinander verbunden sind. Diese bestimmen übrigens ob wir zum Beispiel glattes oder lockiges Haar haben und werden daher auch für die Umformung der Haare benötigt. Umso öfter diese „Brücken“ durch chemische Behandlungen gebrochen und wieder verbunden werden umso weniger Elastizität beziehungsweise Sprungkraft haben unsere Haare.
Fazit
Vom dichten Haarkleid und nützlichem UV-Schutz bis hin zum Symbol für Kraft, Erotik, Gesundheit und Jugend – Haare sind seit jeher ein wichtiger Begleiter. Sie sind etwas ganz Besonderes und als diese sollten wir sie auch behandeln.